Sonja Ornella Schobesberger vor der Universitätssternwarte

Sonja Ornella stellt sich vor: Von Linealen und Dunkler Materie

Mein Weg in die Naturwissenschaft und zum Wissens°raum ist – wie so viele andere Wege – geprägt von Zufall und gezieltem Streben. Meine Mutter ist in Teheran geboren, mein Vater in Linz und ich 1995 in Wien.

Von Sonja Ornella Schobesberger

Lineale im All

Gegen Ende der Schulzeit war ich vielleicht zum ersten Mal gedanklich mit der Frage konfrontiert, wie groß die Welt eigentlich ist, in die man bald freigelassen wird. Dazu passend, habe ich eine Fachbereichsarbeit über die Entfernungsbestimmung im Universum geschrieben: Mein erster Kontakt mit der Astronomie beziehungsweise Astrophysik.

Astronom*innen nehmen die Entfernung zwischen uns und der Sonne (= ungefähr 150 Millionen Kilometer) her und bauen daraus ein Lineal zu den nächsten Sternen. Und von dort legen sie wieder ein Lineal zu ganz besonderen Sternen und von dort ein noch größeres Lineal zu Sternhaufen und so weiter…

Laut denken

So ist es „mir passiert“, dass ich mich auf der Universität Wien für die Bachelorstudien Physik und Astronomie inskribiert habe (und eigentlich auch für Politikwissenschaft, aber das ist neben der Mathematik irgendwie untergegangen).

Jeweils eines dieser Studien für sich genommen ist schon sehr zeitintensiv, geschweige denn beide gemeinsam. Viel extra Zeit bleibt da nicht. Vor allem, wenn man von der Universität gepackt ist. Im äußerst positiven wie im negativen Sinne.

Mit der Zeit habe ich gelernt, wie wertvoll Studienkolleg*innen sind. Die besten Momente sind vielleicht die, in denen man zusammensitzt und gemeinsam nachdenkt und Ideen entwickelt. Ideales Studieren wäre wohl eine Zeit, in der man …

  • tausende, laute und stolze Fehler macht;
  • sich traut, vor anderen „laut zu denken“ und sich zu melden;
  • hin und wieder pausiert und im Geist der Philosophie auch mal einen Schritt zurück macht und sich fragt, was man da denn bitte tut;
  • und in der man vor allem eine Million Fragen stellt.

Vieles spricht dafür, aber wir sehen sie nicht…

Jetzt, sieben Jahre später, habe ich einen Bachelor in Physik, einen Bachelor in Astronomie, einen Master in Astronomie und ein „so dahin studiertes“ halbes Physik-Masterstudium. Erst irgendwann gegen Ende ist mir langsam etwas mehr bewusst geworden, wie ich dem idealen Studium etwas näherkomme.

Eingeschlossen von wildem Wald und hohen Ziegelmauern in Räumen der Universitätssternwarte forschte und forsche ich im Zuge meiner Masterarbeit und dem Paper, an dem ich gerade schreibe, an sogenannter „Dunkler Materie“, genauer gesagt an einem speziellen Teilchenmodell für Dunkle Materie. Diese Bezeichnung steht bis heute für einen immensen, im Universum verteilten Haufen an Materie, welche wir nicht sehen können. Ohne sie können wir uns jedoch kaum erklären, wie sich das Universum zu dem entwickelt hat, was es heute ist. (Alle, für die das Thema „Dunkle Materie“ spannend klingt, können sich auf weitere Blogbeiträge dazu freuen.)

Zufälle

Im Laufe des Studiums habe ich oft als Tutorin gearbeitet und in der Lehre ausgeholfen und dadurch freudig erkannt, wieviel Spaß mir die Lehre und das Verstehen und Weitergeben von Konzepten macht. Und passend dazu habe ich durch ein von Zufall geprägtes Gespräch mit der Bekannten einer Freundin vor einigen Jahren von dem Verein ScienceCenter Netzwerk und dessen Wissensraum-Projekt erfahren und mich beworben. Wenig überraschend hat mir damals die Arbeit mit so viel vor Kreativität sprühenden Menschen unglaublich viel Spaß gemacht. Damals vor Ort und heute digital.

Titelfoto: (c) Gabriel Lahrmann, Universitätssternwarte Wien, 2020, https://astro.univie.ac.at

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