Drei Fragen an Franz Kerschbaum

Drei Fragen an Franz Kerschbaum #Weltraum

Welchen Beitrag leistet Österreich zu internationalen Weltraumprojekten? Sonja stellt drei Fragen an Professor Franz Kerschbaum, den Leiter der Forschungsgruppe für Weltrauminstrumentation am Institut für Astrophysik an der Universität Wien.

ESA, NASA, SpaceX. Wenn es um Weltraummissionen geht, seien es nun Raketen, Satelliten oder Weltraumteleskope, kommt man in den Medien oder bei der spätabendlichen Spaßrecherche schwer an der European Space Agency, an der National Aeronautics and Space Administration oder mittlerweile an der Firma SpaceX vorbei. Dabei erscheinen diese „big player“ oft ungreifbar. Wo ist das? Wer ist das?

Von Sonja Ornella Schobesberger

Im Grunde verfolgen diese großen Behörden und Firmen alle möglichen wissenschaftlichen Projekte. Und diese Projekte können sie mithilfe eines entsprechenden politischen Netzwerks und einer ganzen Menge Geld auf dem derzeit höchstmöglichen Niveau umsetzen. Im Fall der ESA zum Beispiel arbeiten ganz viele Menschen und Forschungsgruppen aus vielen verschiedenen Ländern zusammen und darunter auch Österreich.

Um einen kleinen Einblick in dieses Geschehen zu bekommen, habe ich drei Fragen an Professor Franz Kerschbaum gestellt. Er ist Leiter der Forschungsgruppe für Weltrauminstrumentation am Institut für Astrophysik an der Universität Wien. Denn die Bemühungen der Menschheit, ins Weltall vorzudringen und es zu verstehen, fangen bereits in Wien an.

Mit welchen Forschungsfragen beschäftigt sich die Forschungsgruppe für Weltrauminstrumentation der Universität Wien?

Professor Franz Kerschbaum: „Unsere Wiener Spezialität ist die „Intelligenz“ für Weltraummissionen. So müssen heute Weltraumteleskope hochautomatisiert und ohne direkten Eingriff vom Boden ihre Beobachtungsprogramme durchführen. Unsere Programmierung sorgt dafür, dass das alles optimal abläuft, die Messinstrumente korrekt funktionieren und die gewonnenen Daten sicher zur Erde übertragen werden können. Die machen wir natürlich nicht als Selbstzweck, sondern damit wir selbst die Daten dann auch auswerten können. Unsere wichtigsten Forschungsfragen sind zurzeit im Bereich der Bewohnbarkeit fremder Planeten und der langfristigen Entwicklung von Sternen wie z.B. unserer Sonne.“

Franz Kerschbaum lehrt beobachtende Astrophysik am Institut für Astrophysik der Universität Wien.

Seine Forschungsgebiete umfassen die Spätstadien der Sternentwicklung, astronomische Instrumentenentwicklung mit Schwerpunkt Weltraumexperimente sowie wissenschaftshistorische Fragestellungen.

Beratende Tätigkeiten für eine Vielzahl von internationalen Einrichtungen wie die ESA, ESO und EU, die Popularisierung der Astronomie sowie interdisziplinäre Projekte sind weitere Schwerpunkte.

Inwieweit ist Österreich an internationalen Weltraumprojekten beteiligt?

„Insbesondere im Rahmen der Aktivitäten der Europäischen Weltraumagentur ESA sind österreichische Forscher*innen und natürlich auch einschlägig tätige Firmen an einer Vielzahl von Missionen beteiligt. Von Erderkundung, der Erforschung unseres Sonnensystems bis hin zu Astronomie und Astrophysik ist da alles dabei. Überall liefert Österreich dabei auch wichtige technische Beiträge, die diese Missionen erst möglich machen.“

Werden wir heute 20-40-Jährigen die erste „bemannte“ Marsmission noch erleben?

„Die Vergangenheit hat uns gelehrt, dass wir gerade in „Weltraumangelegenheiten“ meist viel zu optimistisch in die Zukunft geblickt haben. In den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts meinte man, schon ein, zwei Jahrzehnte später wäre zum Beispiel Weltraumtourismus ein boomender Geschäftszweig und für viele leistbar. Heut gehen wir die Sache realistischer an und setzen uns plausiblere Ziele. Ich denke, in diesem Jahrzehnt werden wir Menschen wieder am Mond sehen. Darauf werden erste Erkundungsflüge zu erdnahen Kleinplaneten folgen. Erst darauf – und da denke ich an 2040+ – wird man versuchen, auch den Mars erstmals zu besuchen. Bis dahin können aber hochautomatisierte unbemannte Missionen sicher sehr viel über unseren „kleinen Nachbar“ herausfinden.“

Weitere Informationen zu den spannenden Projekten der Forschungsgruppe für Weltrauminstrumentation am Institut für Astrophysik an der Universität Wien unter: https://space.univie.ac.at


Titelbild: (c) Franz Kerschbaum

Beitragsbild: (c) Franz Kerschbaum

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