Zwischen Wissenschaft und Baustelle – Mein Job als Grabungsarchäologin

Von Jasmin Hangartner

In diesem Artikel möchte ich euch ein bisschen über meine Arbeit als Grabungsarchäologin berichten. Neben meiner Arbeit im Wissens°raum arbeite ich drei Tage die Woche auf Ausgrabungen in Wien und Niederösterreich. Zu diesem Job bin ich über mein Studium der Klassischen Archäologie an der Universität Wien gekommen.

Wann gibt es eine Ausgrabung?

Jedes Jahr werden in Österreich hunderte archäologische Ausgrabungen durchgeführt. Bei einigen handelt es sich um Forschungsprojekte von Universitäten oder anderen wissenschaftlichen Institutionen. Über 90% aller Ausgrabungen (genauere Informationen unter Bundesdenkmalamt/Abteilung für Archäologie) werden aber durch Bauprojekte verursacht. Diese Zahl überrascht viele Menschen, dabei muss man jedoch bedenken, wie viele Bauprojekte es gibt und dass viele Orte auf eine jahrhundertelange Besiedlung zurückblicken können.

Sonnenaufgang über der Ausgrabung; Credits: J. Hangartner

Der Bau der U5 und die Ausgrabungen

In Wien wird z. B. gerade eine neue U-Bahn Linie gebaut, die U5. Beim Bau werden auch viele Bereiche des römischen und mittelalterlichen Wiens angeschnitten und schlussendlich zerstört. Damit die Informationen zur Geschichte der Stadt aber nicht verloren gehen, finden vor dem Bau archäologische Ausgrabungen (weitere Informationen unter Stadtarchäologie Wien) statt, bei denen diese «Daten» gesichert werden. Die Archäolog*innen versuchen also vor der Zerstörung der archäologischen Überreste die Situation vor Ort so gut wie möglich zu dokumentieren. 

Was mache ich bei meiner Arbeit?

Bei meiner Arbeit als Grabungsarchäologin geht es eben darum möglichst viele Informationen über die archäologischen Überreste, die durch den Bau schlussendlich zerstört werden zu sammeln. Und am besten macht man das in dem die archäologischen Überreste ausgegraben werden.

D. h. wir graben die verschiedenen Schichten, die sich im Laufe der Jahrhunderte angesammelt haben aus. Wir machen auch Pläne der vorhandenen Bauten, Gruben und Strassen, schiessen Fotos und bergen die Funde. Nach der Ausgrabung werden die Funde weiterbearbeitet. Sie werden gewaschen, restauriert, fotografiert und auch datiert. Wir schauen uns also auch an, aus welcher Zeit die Funde stammen. Durch alle diese Arbeitsschritte wird es möglich, zu einem späteren Zeitpunkt an diesen Daten weiterzuforschen.

Ein Schnappschuss von mir bei der Arbeit; Credits: Novetus GmbH
Ein Öllämpchen mit Stempel aus einem römischen Grab; Credit: Novetus GmbH

Archäologie ist ein Knochenjob

Manchmal ist diese Arbeit wortwörtlich ein Knochenjob, wenn wir z. B. einen antiken Friedhof ausgraben. Aber auch wenn wir im Dezember bei winterlichen Temperaturen draußen arbeiten. Die sehr abwechslungsreiche Arbeit macht mir aber sehr viel Spass. Alle paar Wochen lerne ich eine neue Ecke von Wien oder Niederösterreich kennen und meistens arbeitet man im Team, was für mich auch ein großer Pluspunkt ist. Und obwohl wir natürlich schon etwas abschätzen können, was von einer Fundstelle zu erwarten ist, kann es auch immer wieder zu Überraschungen kommen. Meistens Freitagnachmittag, wenn man eigentlich nur noch ins Wochenende will, oder am letzten Tag der Ausgrabung…

Titelbild:

Archäolog*innen bei der Arbeit; Credits: Novetus GmbH

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